VPD oder zu Deutsch Sättigungsdefizit ist die Sättigung eines Gases mit einer weiteren Komponente. Wird im Kontext von Home-Growern oder der Grasernte von VPD gesprochen, bezieht sich das auf eine Methode, mittels Temperatur und Luftfeuchtigkeit für optimale Bedingungen der Pflanzen zu sorgen. Dies hat zur Folge, dass mit einer deutlich besseren Ernte gerechnet werden kann.
Mit dem Sättigungsdefizit können Sie die Kombination aus Temperatur und relativer Feuchtigkeit berechnen. Erreichen Sie hier Top-Werte, erzielen auch die Pflanzen entsprechend gute Leistungen. Die optimalen Umweltbedingungen zu erzeugen ist dabei aber gar nicht so leicht. Noch schwieriger wird es, sollen diese dann auch für einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden. Wir möchten Ihnen erklären, wie Sie die Bedingungen in Ihrer Grow-Box perfekt einstellen und Ihre Ernte damit weiter optimieren können.
Was braucht es für ein optimales Sättigungsdefizit?
Wollen Sie direkt starten und die Umweltbedingungen in Ihrem Grow-Room optimieren, benötigen Sie ein paar Hilfsmittel. Wir empfehlen dafür dringend ein Gerät zur Bestimmung der Luftfeuchtigkeit (Hygrometer) sowie ein Infrarot-Thermometer. Messen Sie mit dem Thermometer zunächst einmal die Oberflächentemperatur der Blätter Ihrer Pflanze. Sie können jetzt entweder die Luftfeuchtigkeit an die Temperatur anpassen, oder umgekehrt. Wir erklären Ihnen, wie das funktioniert.
Der Effekt von Feuchtigkeit auf Pflanzen
Die Luftfeuchtigkeit kann problemlos mit digitalen oder analogen Messgeräten gemessen werden. Wir empfehlen dafür sogenannte Hygrometer, die bereits relativ günstig online oder im Fachhandel erhältlich sind. Aber welche Auswirkung haben die Messwerte auf die Pflanze? Tatsächlich hat die Luftfeuchtigkeit einen großen Effekt auf das Wachstum von Pflanzen. Während auch fortgeschrittene Home-Grower den Fokus oft ausschließlich auf die Temperatur legen, sollte zukünftig auch ein Augenmerk auf die Feuchtigkeit gelegt werden. Wer schon einmal Urlaub in den Tropen gemacht hat, der kann bestimmt ein Lied davon singen, wie unangenehm feuchte Hitze sein kann. Es fühlt sich an, wie in der Sauna. Der Effekt von hoher Luftfeuchtigkeit bei gleichzeitig erhöhten Temperaturen ist auf Pflanzen aber nochmal um einiges höher. Was viele gar nicht wissen, ist, dass auch Pflanzen „schwitzen“ können. Bei dieser Art von Transpiration scheiden Pflanzen Wasser aus, um besser wachsen zu können. Pflanzen regulieren dabei selbst die Menge an Wasser, die in diesem Prozess ausgeschieden werden kann. Grundsätzlich gilt: Je trockener die Umgebungsluft, desto mehr Wasser wird von der Pflanze ausgeschieden.
Erhöhter Druck
Alle Gase in der Luft verfügen über einen festen Druck. Je mehr Wasserdampf sich in der Luft befindet, desto höher wird auch der Luftdruck. Für die Pflanze bedeutet das Folgendes: Befindet sich die Pflanze in einer Umgebung mit hohem Luftdruck und hoher Luftfeuchtigkeit, wird praktisch von allen Seiten ein stärkerer Druck auf die Blätter ausgeübt. Für die Pflanze wird es schwieriger, gegen den Druck anzugehen. Als Resultat wird Sie weniger Wasser über den Transpirations-Prozess verlieren. Die Pflanze schwitzt also weniger. Umgekehrt wird eine Umgebung mit trockener Luft und einem niedrigen Luftdruck die Pflanze stärker dazu animieren, Wasser auszuscheiden und an die Luft abzugeben.
Der Aufbau der Pflanze
VPD hat vor allem mit den Pflanzenblättern zu tun. Diese sehen von außen zwar ganz unscheinbar auf, verfügen aber über eine spannende Struktur, die Gärtner hier zum eigenen Vorteil nutzen können. Auf der Unterseite der Blätter sind kleinste Strukturen vorhanden, die in der Biologie als Stomata bezeichnet werden. Sie haben die Funktion kleiner Öffnungen, über die die Pflanze den Austritt von Wassermolekülen aber auch von Sauerstoff regulieren kann. Die Stomata der Pflanze reagieren relativ empfindlich auf unterschiedliche Umwelteinflüsse und sind ein zusätzliches Sinnesorgan der Pflanze. Die Pflanze erkennt mit Hilfe dieser Öffnungen, wie hoch die Luftfeuchtigkeit und der Luftdruck zu einem bestimmten Zeitpunkt sind. Auf Basis dieses Wertes reguliert die Pflanze selbst die Menge an Wasser, die über die Blätter ausgeschieden wird.
Der Transpirationsprozess
Ist die Außentemperatur zu hoch, wird auch eine Pflanze darauf reagieren. Als Konsequenz wird sie möglichst viel Wasser ausscheiden, um damit die eigene Temperatur herunter zu kühlen. Damit findet ein ähnlicher Prozess wie beim Menschen statt. Für Gärtner, die sich weder mit Temperaturkontrolle noch mit VPD auskennen, kann hier ein Problem entstehen. Bei zu hohen Temperaturen, bei denen es zugleich an Luftfeuchtigkeit mangelt, wird die Pflanze viel Wasser bei der Transpiration verlieren. Ist die Luftfeuchtigkeit allerdings erhöht und es befinden sich viele Wassermoleküle in der Luft, hindert das die Stomata der Pflanze daran, zu transpirieren.
Feinjustierung im Grow Room
Je besser der Grow-Room ausgestattet ist und je mehr Sie über die verschiedenen Prozesse und Wachstumsphasen der Pflanzen wissen, desto erfolgreicher werden Sie das zum eigenen Vorteil nutzen können. Fortschrittliche Technik erlaubt hier die Feinarbeit, bei der die Ernte tatsächlich maximiert werden kann. Der VPD Wert benennt die Differenz zwischen der aktuellen Sättigung der Luft mit Wasser und der maximal möglichen Sättigung. Gärtner, die diese Zahlen und Werte verstehen, können damit die Ansprüche ihrer Pflanzen genau kalkulieren und das Maximum aus Ihrer Ernte herausholen. Sie können damit Stressoren für die Pflanze reduzieren und einer verlangsamten Fotosynthese entgegenwirken. Auch Verbrennungen an den Blättern oder Schädlingsbefall lassen sich durch die Feinjustierung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit gut in den Griff bekommen. Mit VPD steigern Sie die Effizienz, mit der Ihre Pflanzen Wasser verarbeiten; während die Funktion von Stomata und der Stoffwechsel erhalten bleiben, lässt sich die Biomasse und auch die Ernteproduktion verbessern.
Das Sättigungsdefizit optimieren
Wie bei den meisten Messwerten in der Pflanzenzucht, lässt sich auch der ideale VPD-Wert nicht einfach festlegen. Stattdessen variiert er, abhängig von den Konditionen und der jeweiligen Pflanze. Es ist daher ratsam für Gärtner, hier ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Machen Sie zum Beispiel A/B-Tests in verschiedenen Grow-Boxen oder testen Sie sich schrittweise an das optimale Sättigungsdefizit heran.
Die Luftfeuchtigkeit kontrollieren
Damit Ihre Pflanzen glücklich sind und ihre essentiellen Körperfunktionen erhalten bleiben, muss die Luftfeuchtigkeit kontrolliert werden. Gerade die Transpiration ist wichtig für das Wachstum der Pflanzen, da dieser Prozess das Gewebe der Blätter abkühlt. Die Temperatur von gesunden Blättern sollte daher etwa 2-5°C geringer sein, als die eines Blattes, dass keine Transpiration betreibt. Pflanzen nutzen nur etwa 10% des aufgenommenen Wassers für das Wachstum, während das übrige Wasser für diesen Kühlungsprozess vorgesehen ist. Daran zeigt sich auch die Wichtigkeit dieser Funktion. Sie sollten versuchen, die Bedingungen in Ihrem Grow-Room soweit zu kontrollieren, dass eine gesunde Transpiration und dadurch auch ein stetiges Wachstum der Pflanze gefördert werden. Viele Gärtner raten dafür zu einer Luftfeuchtigkeit von 70% für die generelle Wachstumsphase sowie 50% während der Frucht- und Blütezeit. Allerdings wird hier noch nicht die Temperatur berücksichtigt.
Steigen die Temperaturen, sollte auch die Luftfeuchtigkeit nach oben angepasst werden. In den Sommermonaten, wenn sich die Grow-Box nur schwer auf Temperaturen unter 25°C bringen lässt, ist eine Luftfeuchtigkeit von 75% oder mehr eine bessere Wahl.
Ein häufiges Problem für Gärtner, die mit hohe Luftfeuchtigkeit arbeiten, ist der Pilzbefall. Es ist daher empfehlenswert, Vorbeugungen zu treffen. Versuchen Sie, mit geringerer Luftfeuchtigkeit und Temperatur zu arbeiten oder treffen Sie Gegenmaßnahmen, um die Reinlichkeit in Ihrer Grow-Box zu steigern und Schimmel vorzubeugen.
Auswirkungen auf die Pflanze
Pflanzen reagieren sofort auf wechselnde Luftfeuchtigkeit und passen dabei ihre Blätter und vor allem die Stomate an. Senkt sich der VPD, öffnen sich die kleinen Öffnungen auf den Blättern weiter, während sie sich schließen, wenn der VPD steigt. Ist die Luftfeuchtigkeit dauerhaft zu niedrig, wird dadurch das Wachstum der Pflanze gehemmt. Es kann sogar zu langfristigen Einschränkungen kommen. Eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit übt großen Stress auf die Pflanze aus. Die Blätter beginnen sich zusammenzurollen und formen oft Röhren. Damit soll die Oberfläche reduziert werden und die Pflanze versucht, ihr vorhandenes Wasser zu schützen.
Die meisten Pflanzen reagieren positiv auf eine erhöhte Luftfeuchtigkeit, wobei allerdings auch unschöne Nebeneffekte entstehen können. Bei einem niedrigen VPD werden die Mineralien nicht effizient abtransportiert.
Das können Sie tun
Nachdem Sie verstanden haben, wie die Atmung und der Nährstoff-Transport der Pflanze funktionieren, können Sie vielleicht schon erste Probleme in Ihrem Grow-Room selbst feststellen. Womöglich haben Sie auch bei Ihren Pflanzen längt beobachtet, wie sich die Blätter nach oben einrollen. Das ist ein guter Indikator dafür, dass die Luftfeuchtigkeit zu gering ist oder die Beleuchtung zu nahe an der Pflanze angebracht ist. Eine Kombination aus Luftfeuchtigkeit und Temperatur kann für einen erhöhten Wasserverlust bei der Pflanze sorgen. Ist die Temperatur hoch und die Luftfeuchtigkeit niedrig, wird die Pflanze sehr viel Wasser verlieren. Mit dem VPD-Wert, also dem Sättigungsdefizit, lässt sich ermitteln, welche Kombination aus Temperatur und Luftfeuchtigkeit für ideale Wachstumsbedingungen sorgt. Hier bleiben die Stomata der Pflanze offen und es kann durchgehend Fotosynthese betrieben werden. Ein zu hoher VPD kann dafür sorgen, dass die Pflanze langfristig austrocknet und sich die Stomata schließen. Ein zu niedriger Wert ermöglicht nicht ausreichende Transpiration, wodurch die Nährstoffversorgung der Pflanze gefährdet ist.
Diese Werte empfehlen wir:
Wuchsphase: Hier ist ein eher niedriger VPD von 4-8mb beziehungsweise 0,4-0,8kPa ratsam. Die Pflanze benötigt hier keine starke Transpiration.
Fruchtbildung: Hier soll viel Photosynthese betrieben werden, weshalb ein höherer Wert von 8-12mb bzw. 0,8-1,2kPa empfehlenswert ist.
Zuwachsrate: Für eine besonders ideale Fruchtbildung und Zuwachs in der Erntemasse raten wir zu 12-16mb bzw. 1,2-1,6kPA.
Ist VPD ein Muss für Home-Grower?
Wem der ganze Vorgang zu komplex oder schlicht zu aufwendig ist, der kann selbstverständlich auch wie bisher fortfahren. VPD ist lediglich interessant für die Hobby-Gärtner, die Ihre Erträge deutlich steigern möchten und dafür auch bereit sind, verschiedene Maßnahmen zu ergreifen. Ihre Pflanzen gedeihen garantiert auch ohne VPD-Kenntnisse. VPD kann den Fotosynthese-Prozess allerdings beschleunigen. Die Pflanze wandelt dann schneller CO2 in Sauerstoff um und auch andere Stoffwechselvorgänge spielen sich schneller ab.