Auch wenn beim Indoor-Growing die Pflanzen meist gut geschützt vor äußeren Einflüssen wachsen können, gibt es doch einige Stressfaktoren, die ihnen mehr oder weniger große Schäden zufügen können. Dazu zählen unter anderem zu viel Licht, zu viel Wärme oder ein Überfüttern der Pflanzen. Einer gestressten Pflanze kann man dies auf den ersten Blick ansehen. Die Blätter sind angetrocknet, verfärbt oder hängen schlapp herunter oder die Äste sind instabil und brüchig. Wer einen Blick unter die Oberfläche wirft, findet dort ebenso ungesunde Wurzeln vor.
In diesem Beitrag möchten wir diesem Problem auf die Spur gehen und Maßnahmen an die Hand geben, mit denen Sie die Gesundheit Ihrer Pflanzen verbessern können. Ob es sich nun um einen Nährstoffmangel, Schock oder eine Krankheit handelt, mit diesen Tipps bekämpfen Sie den Stressfaktoren Ihrer Pflanzen zu jeder Jahreszeit.
Nährstoffmangel bedeutet Stress für die Pflanze
Nährstoffmangel ist nicht nur für Menschen problematisch, sondern auch für Pflanzen. Jeder Mangel und jede Unregelmäßigkeit übt Stress auf die Pflanze aus. Selbst nachdem der Fehler bemerkt wurde und entsprechend nachgefüttert wird, kann der entstandene Schaden die Ernte negativ beeinflussen. Dabei kommt es immer darauf an, welche Art von Mangel entstanden ist und wie lange dieser unbemerkt und unbehandelt blieb. Es ist deshalb besonders wichtig, Nährstoffmängel rechtzeitig zu bemerken, bevor diese irreversible Schäden anrichten.
Ursachen identifizieren
Im Gegensatz zu Problemen mit Licht und Temperatur ist ein Nährstoffmangel relativ einfach an der Pflanze zu erkennen. Im Normalfall bewirken sie eine Verfärbung der Blätter. Sie biegen sich dabei aber nicht so sehr, wie es beispielsweise bei einer zu hohen Temperatur der Fall wäre und auch die kleinen Löcher oder üblichen Stellen wie bei einem Parasiten-Befall bleiben aus.
Problematisch an von Nährstoffmangel befallenen Pflanzen ist allerdings, dass die Identifikation der Ursache leichter gesagt ist, als getan. Nur selten reicht ein Blick auf die Verfärbung des Blattes, um auf das Problem zu schließen. Viele Nährstoffmängel ähneln sich in ihrer Auswirkung auf die Pflanze auch anderen Problemen, wie beispielsweise einer Nährstoffübersättigung. Findet eine Verwechslung beider Probleme statt, kann das unangenehme Folgen haben. Besondere Vorsicht ist besonders bei Magnesium- oder Eisenmangel gefragt.
Die Auswirkung von Nährstoffmangel
Die häufigsten Nährstoffmängel von Pflanzen sowie deren Auswirkung möchten wir Ihnen im Folgenden kurz beschreiben.
Bor - Ein Mangel an Bor verursacht die Verfärbung der Blattknospen. Bemerken Sie, dass sich Blattknospen Ihrer Pflanze braun oder schwarz verfärben, diese abbrechen oder zur Seite hängen, ist ein Bormangel naheliegend.
Calcium – Auch einen Calciummangel stellen Sie am ehesten an den Blattknospen fest. Während die Pflanze noch dunkelgrün ist, treten vermehrt blass-weißliche Knospen auf. Diese trocknen dann von der Spitze zuerst ein, bevor sie vergehen und abfallen.
Eisen – Eisenmangel verfärbt die Blätter Ihrer Pflanzen in ein blasses gelb. Nur die wichtigsten Blattadern bleiben grün. Beachten Sie, dass Eisenmangel einem Nährstoffüberschuss (Nutrient Burn) sehr ähnlich sieht!
Kalium – Beim Kaliummangel entstehen zunächst kleine Stellen an der Spitze des Blattes. Diese verfärben sich langsam in ein rostiges Braun und breiten sich über das inzwischen blass gewordene Blatt aus. Die braunen Stellen biegen sich dabei nach unten.
Kupfer – Kupfermangel bewirkt ein Verwelken des Blattes. Mangelt es Ihrer Pflanze an Kupfer, können Sie zwischen den einzelnen Blattadern eine blass pinke Färbung erkennen. Die schwachen Blätter werden sich deutlich nach unten neigen.
Magnesium – Wie schon beim Eisenmangel ist auch beim Magnesiummangel Verwechslungsgefahr vorhanden. Es entstehen hier keine Stellen, aber das Blatt verfärbt sich blass zwischen den Hauptadern. Am Rand des Blattes entstehen Falten und die einzelnen Blätter sterben in einer besonders hohen Frequenz ab.
Mangan – Manganmangel verfärbt das Blatt blass. Bei einem Mangel an Mangan bleiben allerdings nicht nur die Hauptadern des Blattes dunkelgrün, auch kleinere Blattadern sind noch deutlich auf dem blassen Blatt zu erkennen.
Molybdän – Pflanzen mit einem Mangel an Molybdän verfärben sich in ein Blassgrün, das zum Teil in eine zitronengelbe oder sogar orangenen Richtung tendieren kann. Über das Blatt verteilt finden sich braune Punkte, die jedoch die Blattadern auslassen. Sie können bei Molybdänmangel außerdem klebriges Sekret unterhalb des Blattes feststellen.
Phosphor – Eine Pflanze mit Phosphormangel hat kurze und dunkelgrüne Blätter. In Extremfällen können sich diese auch braun oder schwarz einfärben. Oft ist eine bronzene Farbe auf der Blattunterseite feststellbar.
Schwefel – Pflanzen mit akutem Schwefelmangel haben hellgrüne bis gelbe Blätter. Selbst die Blattadern sind blass. Es finden sich jedoch keine braunen Stellen am Blatt.
Stickstoff – Stickstoffmangel beeinflusst das Wachstum der Blätter. Es entsteht eine extrem blasse Farbe. Die Blätter stehen auffällig aufrecht und wachsen nach oben. Hinsichtlich der Farbe sind sie hellgrün bis hin zu gelb. Optisch ähnelt auch dieser Nährstoffmangel in Extremfällen einer Übersättigung (Nutrient Burn).
Zink – Zinkmangel sorgt für blasse, schmale und kurze Blätter. Es entstehen dunkle Stellen auf dem ganzen Blatt und den Kanten.
Unsicher? Führen Sie ein Pflanztagebuch
Gerade, weil so viele Probleme der Pflanzen für optisch ähnliche Effekte sorgen, ist das Führen eines Pflanztagebuchs so wichtig. Sie können den Nährstoffmangel womöglich nicht auf den ersten Blick erkennen. Ein Pflanztagebuch hilft Ihnen dabei, den Überblick über die Entwicklung der Pflanzen zu behalten. In welcher Frequenz treten Beschwerden auf? Wie verändern sich die Blätter mit der Zeit? Hier können Sie im Idealfall auch nachlesen, welchen Dünger sie wie häufig genutzt haben, um gegebenenfalls Überdosierungen zu bemerken oder zu vermeiden. In der heutigen Zeit ist es ratsam, sich nicht nur Notizen zur Optik der Pflanze zu machen, sondern direkt einige Fotos zu schießen. Ein Vergleich solcher Bilder macht auch subtile Veränderungen schnell sichtbar.
Während einige Mängel an Nährstoffen trotzdem eine Ernte erlauben, schränken andere das Wachstum der Pflanze ein oder sind so schädlich, dass sie die Pflanze abtöten. Mit einem Pflanztagebuch sind Sie im Idealfall in der Lage, die potentiellen Stressfaktoren der Pflanze auf wenige einzugrenzen und schließlich die passende Lösung zu finden.
Stressfaktoren Licht und Hitze
Pflanzen benötigen Licht, um zu wachsen, das ist natürlich jedem klar. Ist die Beleuchtung aber zu intensiv, kann diese für zu hohe Temperaturen sorgen oder die Pflanzen sogar bleichen. Die oberen Blätter sehen dann blass oder sogar verbrannt aus, je nachdem, welche Art von Lampe eingesetzt wird. Bemerken Sie diese Art von Problemen an Ihren Pflanzen, ist es zunächst einmal sinnvoll die Ursache zu verstehen.
Achtung: Durch Licht gestresste Pflanzen ähneln auf den ersten Blick solchen mit Stichstoffmangel. Der wichtigste Unterschied ist, dass bei Stickstoffmangel alle Blätter befallen sein können. Ist die Pflanze jedoch zu viel Licht oder daraus resultierender Wärme ausgesetzt, werden die Blätter zuerst angegriffen, die der Lichtquelle am nächsten sind. Erbleichte oder verbrannte Blätter sind außerdem noch fest mit der Pflanze verbunden, während sich die Blätter einer Pflanze mit zu wenig Stickstoff ohne Probleme abbrechen lassen.
Erbleichen durch Licht
Wer für die Beleuchtung seiner Pflanzen LEDs benutzt, der muss sich in der Regel keine Gedanken über zu viel Hitze machen. LEDs können erst dann zum Problem werden, wenn diese zu nah an den Pflanzen aufgehängt werden. In dem Fall bewirken Sie ein ausbleichen der Blätter. Das kann beispielsweise mit Kleidungsstücken verglichen werden, die, in der Sonne aufgehängt, merklich an Farbkraft verlieren können. Wird dieses Problem nicht schnell genug erkannt, beginnen die Lichter womöglich auch die Früchte und Blüten zu bleichen, was in einer weniger guten Ernte resultieren kann. Gerade Einsteiger sollten daher ihrer Beleuchtung viel Aufmerksamkeit widmen. Gleiches gilt aber auch für Profis, die neue Leuchten ausprobieren.
Zu viel Hitze für die Pflanzen
HID-Licht birgt gleich ein doppeltes Risiko. Nicht nur herrscht auch hier die Gefahr, die Lichter zu nahe an der Pflanze aufzuhängen und dadurch die Pflanze zu bleichen, es entsteht auch zusätzliche Wärme. Zu viel Hitze kann eine Pflanze austrocknen und ein Kräuseln der Blätter bewirken. Das bedeutet, dass die Pflanze Wasser braucht. Kommt es zum Bleichen er Pflanzen, sollten die Lichter auch hier in höherer Entfernung aufgehängt werden. Entsteht allerdings Hitze als Stressfaktor, kann ein Umhängen der Pflanzen allein noch nicht genug sein. In manchen Fällen sollte die Beleuchtung angepasst werden, damit die Temperaturen besser kontrolliert werden können. Vielleicht müssen Sie dafür eine Luftzufuhr mit einem kühlen Luftstrom ergänzen oder auf einem anderen Wege für bessere Temperaturkontrolle sorgen.
Umtopfen als Stressfaktor
Eine Pflanze ein oder mehrere Male umzutopfen, kann gefährlich sein, gerade wenn es durch unerfahrene Hände geschieht. Die Folgen: Wachstumsschwäche oder sogar der Tod der Pflanze.
Pflanze unter Schock
Sofern Ihre Pflanze nach dem Umtopfen nur unter langsamem Wachstum leidet und sich kein Verblassen oder andere Verfärbungen abzeichnen, bedeutet das, dass die Pflanze noch immer unter Schock steht. Das kann passieren, wenn die Pflanze sich zu lang in einem zu kleinen Behälter befand. In einigen Fällen ist es dann notwendig, die Wurzeln manuell zu lockern, damit diese weiter gut wachsen können. In seltenen Fällen müssen die alten Wurzeln zum Teil durchtrennt werden, damit die Pflanze neue Wurzeln bilden kann.
Nährstoffschock
Sind die Wurzeln nicht das Problem beim Umtopfen und die Pflanze beginnt nach dem Umtopfen, nicht mehr zu wachsen oder in sich zusammenzusinken, könnten Nährstoffe der Stressfaktor sein. Die Pflanze hatte sich in ihrem alten Topf an einen bestimmten PH-Level sowie eine einzigartige Nährstoffzusammensetzung gewöhnt. Ein drastischer Anstieg von bestimmten Mikronährstoffen im neuen Boden kann sogar giftig für die Pflanze sein. Das Umsteigen von einem Topf auf einen anderen sollte für die Pflanze so sanft wie möglich sein. Sie sollten daher nicht drastisch den Untergrund wechseln oder andere Maßnahmen durchführen, die die Pflanze durch zu viele Nährstoffe in Schock versetzen können.
Andere Stressfaktoren für Pflanzen
Gerade erfahrene Heimgärtner wissen, dass die Bewässerung der Pflanzen ebenfalls ein wichtiger Faktor dafür ist, ob diese gedeihen oder nicht. Zu wenig Wasser kann hier ebenso zum Problem werden, wie zu viel Wasser. Wenn das Wasser aber richtig dosiert ist, und die Pflanzen dennoch den Kopf hängen lassen, sich verfärben oder kräuseln, könnten andere Stressfaktoren dafür verantwortlich sein.
Vorsicht bei Hydrokulturen
Pflanzen, die in herkömmlicher Erde angezüchtet und dann in eine Hydrokultur umgesiedelt werden, erhalten hier schnell eine Überdosis an Nährstoffen. Beachten Sie deshalb, dass Erde deutlich länger braucht, um Nährstoffe an die Pflanze zu befördern, als es im Hydro-Garten der Fall ist. Die Menge an Dünger beziehungsweise die Frequenz können deshalb deutlich reduziert werden.
Vorsicht bei Kohlendioxid
Bei vielen Hydrokulturen kommt Co2 zum Einsatz, um das Wachstum der Pflanzen anzuregen. Kohlenstoffdioxid wirkt sich positiv auf den Metabolismus der Pflanze aus und erhöht dadurch die Wachstumsgeschwindigkeit. Dieser Boost erhöht aber auch en Wasserbedarf er Pflanzen. Sehen diese ein bisschen trocken aus, sollte mit mehr Wasser kompensiert werden. Aber auch ein gegenteiliger Effekt lässt sich oft beobachten. Hängen die Blätter nach dem Zugeben von Co2 schwer herunter, können diese das Wasser schlicht nicht schnell genug verarbeiten und lagern es deshalb in den Blättern. Hier sollte die Wassermenge reduziert werden.
Viele Faktoren können zum Stressfaktor für die Pflanze werden: Die Umwelt, die Beleuchtung oder der Dünger. Wer das Wachstum seiner Pflanzen aufmerksam beobachtet und bei Veränderungen rechtzeitig einschreitet, dem gelingt es, den Stress rechtzeitig abzubauen, ohne die Ernte zu gefährden. In den meisten Fällen können Sie am Verhalten der Pflanze erkennen, was diese benötigt und können die passende Hilfe liefern.
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